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angedacht – Alles, was wir haben 

Seit Jahresbeginn backe ich regelmäßig Brot mit Natursauerteig. Abgesehen vom guten Geschmack, finde ich den gesamten Prozess des Brotbackens faszinierend. Angefangen beim sogenannten Anstellgut, das mir eine meiner Töchter überlassen hatte, ist dieses Brotbacken aber auch mit Reinfällen verbunden. Das Anstellgut will aktiv gehalten sein und regelmäßig gefüttert werden, es kann verderben. Auch gab es schon „Betonbrot“, sehr zu meinem Missfallen. Aber wie schön zu sehen, wie dann in einen scheinbar leblosen Teig Bewegung kommt, es entstehen Bläschen, der Teig dehnt sich aus und ein wunderbarer Geruch erinnert mich an meine Kindheit. Und eigentlich habe ich mich besonders darüber gefreut, als ich schließlich meinen ersten Sauerteig-Ansatz mit Erfolg selbst gezüchtet hatte: Nur Wasser, Roggenmehl und … viel, viel Zeit und Geduld sind die Grundzutaten.

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Am 24. Februar, am ersten Tag des verbrecherischen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, kaufte ich einen Mehlvorrat ein, noch ohne zu ahnen, dass Mehl „zum neuen Klopapier“ werden könnte. Im Nachhinein hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich hatte zwar nicht hamstern wollen, und doch merkte ich: So Vieles nehme ich doch als allzu selbstverständlich und gegeben hin. Von Kindheit an wurde bei uns am Essenstisch gebetet, Gott gedankt, ähnlich dem folgenden Gebet:

Alle guten Gaben,
alles, was wir haben,
kommt, o Gott, von dir:
Dank sei dir dafür!

Auch wenn ich versuche, mir bewusst zu machen, dass alle guten Gaben von Gott dem Herrn sind, wie es in dem Lied von Paul Ernst Ruppel heißt, hatte ich mir nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, wie umfassend die globalen Zusammenhänge bei der Produktion des Getreides sind. Millionen von Tonnen an Getreide drohen nun in ukrainischen Speichern zu verrotten, eingesetzt als erpresserisches Druckmittel des russischen Regimes, während im globalen Süden noch weitere, schlimmste Hungersnöte drohen. Hinzu kommt der extrem heiße Sommer hierzulande, der gerade vielen bäuerlichen Betrieben erneut Existenzsorgen bereitet.

Ist’s nicht so: Wenn wir Gott von Herzen danken für alle seine guten Gaben, dann ist damit untrennbar auch verbunden: Wir sollen ebenso die Menschen darüber nicht vergessen, die ihre Arbeit und Energie in die Produktion unserer Lebensmittel investieren. Hinzu kommt, denen zur Seite stehen, die ums nackte Überleben kämpfen. – Ach, was machen wir uns manchmal Gedanken über Unnützes und klagen auf hohem Niveau, während die Zahl derer zunimmt, die auf die Tafeln angewiesen sind!

Am 25. September feiern wir das um einen Woche vorverlegte Erntedankfest in unserer Gemeinde. In diesem Jahr werde ich ein besonderes Augenmerk auf das Brot und die Ähren haben. Es sind Erntegaben, die ich mit jedem neuen Brotbacken und Brotessen auch das Jahr hindurch besonders würdigen möchte, und damit Gott unserm Schöpfer, Neuschöpfer und Erlöser Dank sagen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Martin Will (Pfarrer)

Nachtrag: Wer selbst mal mit Sauerteig experimentieren möchte, dem oder der empfehle ich folgende gut gemachte und hilfreiche Seiten zur Kunst des Brotbackens (externer Link, eventuell mit Werbung und Cookies):

Nachtrag #2: Auch heute gab es eine aktuelle Überraschung beim Brotbacken. Eigentlich hatte ich erst am Abend backen wollen, aber der Teig war schneller. In der ursprünglich vorgesehenen Backform hatte er sich selbstständig gemacht und war übergelaufen. Auch die größere Form war nicht ganz passend, so dass das Brot eine Art Kragen gebildet hat.

Sauerteigbrot, selbst gebacken
Sauerteigbrot, selbst gebacken

an(ge)dacht – Von der Sorge und der Leichtigkeit

Jesus Christus spricht:
Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? (Matthäus 6 Vers 26)

Aus eigener Erfahrung wissen wir, es gibt verschiedene Arten von Sorgen. Einerseits wohl begründete und auf der anderen Seite solche Sorgen, die völlig unnötig und aus der Luft gegriffen sind. Wenn das nur immer klar und eindeutig abgegrenzt werden könnte! Wissen wir doch allzu gut, dass das Spektrum dazwischen oft unklar und vielfältig ist. So erscheint es in diesen Pandemiezeiten eher sinnvoll zu sein, aus Sorge um den Nächsten besser physisch auf Abstand zu gehen und Maske zu tragen, um ihn oder sie nicht zu infizieren. Andererseits empfinde ich die zur Schau getragene Sorglosigkeit von Corona-Leugnern als völlig unangebracht und egoistisch.

Matthäus 6,Vers 26 (c) gemeindebrief.evangelisch
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Was für ein Glück ist es, wenn uns von Kindesbeinen an liebevolle Für-Sorge zuteil geworden ist! Jesus selbst stellt uns Gott als liebevoll fürsorglichen Vater vor, der uns mit unserem Leben in sein Herz geschlossen hat. Anschaulich weist er uns auf die Vögel unter dem Himmel hin, die, um das mal so zu nennen, „in den Tag hineinfliegen“. Auch sie hat der himmlische Vater im Blick, wie viel mehr erst uns, seine Menschenkinder, denen Sinn und Verstand gegeben wurde, im Voraus zu planen und Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen!

Zug der Kraniche über Eckenhagen Ende Februar

Nun verbietet Jesus nicht das Sorgen an sich, vielmehr will er in uns das Vertrauen wecken, dass unser Tun und Ergehen bei ihm in guten Händen ist. Er weiß, was wir brauchen, und seine tiefe Sorge um unser Heil-Werden und Heil-Sein hat ihn dazu bewegt, sein Leben für uns zu geben. Und an Ostern hat er den Tod überwunden, die Giftzähne sind dem Tod schon gezogen, auch wenn er uns noch schrecken mag.


Ich wünsche uns, dass wir uns in aller Sorge, ob sie nun begründet oder letztlich unbegründet ist, je und je erinnern lassen an den, der zu unserem Heil und Leben gekommen ist, sein Reich zu bauen. Er schenke uns die nötige Leichtigkeit, dass die Sorgen uns nicht zu Boden drücken. Und er schenke uns immer wieder auch den Blick von uns weg hin auf sein Reich der Gerechtigkeit und Liebe, und somit hin auf ihn und unsere Nächsten.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Martin Will, Pfr.

Meine Zeit steht in deinen Händen

Kehrvers:
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.
Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.
Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.

  1. Sorgen quälen und werden mir zu groß.
    Mutlos frag ich: Was wird Morgen sein?
    Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los.
    Vater, du wirst bei mir sein.
    [Kehrvers]
  2. Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb
    nehmen mich gefangen, jagen mich.
    Herr ich rufe: Komm und mach mich frei!
    Führe du mich Schritt für Schritt.
    [Kehrvers]
  3. Es gibt Tage die bleiben ohne Sinn.
    hilflos seh ich wie die Zeit verrinnt.
    Stunden, Tage, Jahre gehen hin,
    und ich frag, wo sie geblieben sind.
    [Kehrvers]