Geschichte der Barockkirche

  • I. Ein kurzer Überblick
  • II. Architektur
  • III. Wiederaufbau nach dem Feuer

I. Ein kurzer Überblick

aus: Albert Rosenkranz, Das Evangelische Rheinland, Düsseldorf 1956, Seite 49 f.:

Am 1. VIII. 1167 schenkte Barbarossa seinem Kanzler Reinald von Dassel, Erzbischof von Köln, den damaligen Reichshof Eckenhagen. Vielleicht erinnern die Grundmauern des heutigen Kirchturms noch an jene Zeit. Ein Stein, der wohl aus der alten Kirche stammte, trug die Zahl 1197.

Das „Eigen von Eckenhagen“ lag zwischen den Gebieten von Homburg an der Mark und Gimborn-Neustadt und gehörte seit dem Siegburger Vergleich von 1604 endgültig zum Bergischen Amt Windeck. Vikar JH Lang aus Meinerzhagen soll hier 1569 die Reformation eingeführt haben, doch blieb Pfarrer Gg Ram weiterhin katholisch. 1580 – 1608 wurde die Pfarrei überhaupt wieder katholisch verwaltet. Seit sie dann lutherisch wurde, hatte sie zwei Pfarrstellen, von denen die zweite, die Vikars- oder Kaplanstelle, aus den alten Einkünften der Nebenaltäre besoldet wurde. Der Pfarrer hatte seinen Wohnsitz im Wiedenhof, der Vikar im Konradshof. Der zweite Pfarrer, JGib Coester wurde 1768 im Konradshof ermordet.

Nachdem man 1764 die alte Kirche abgebrochen hatte, brannte der Neubau samt Schule und 26 Wohnhäusern am 17./18. IV. 1877 ab, sodaß abermals (mit reichen Schenkungen aus Holland) eine neue Kirche errichtet werden mußte. Der Konradshof wurde 1780, der Wiedenhof 1803 neu erbaut.

Nach dem Tode des älteren Pfarrers JG Büren wurden 1815 die beiden Pfarrstellen einander gleichgestellt. 1833 trat Eckenhagen der Union bei. Ju Ferling war 1893-99, K Büren 1899-1902 hier Hilfsprediger. Am 16. VII. 1894 wurde das ev. Krankenhaus, 1936 das neue Altersheim bezogen.

Die umfangreiche Gemeinde, die 1820 schon 4000 Seelen zählte, gab am 1. VII. 1886 die acht Aggerhöfe an Marienhagen, und Oberderschlag an die werdende Gemeinde Derschlag ab, am 1. VII. 1889 weitere fünfzehn Höfe an Heidberg, am 1. VII. 1894 endlich sieben Höfe an Odenspiel. Nachdem der Wohnsitz des zweiten Pfarrers am 15. VII. 1905 in die Untergemeinde (Hunsheim, Drespe, Sotterbach) verlegt worden war, trennte man am 1. III. 1913 diesen Bezirk als Gemeinde Drespe völlig von Eckenhagen. Damit erlosch hier die zweite Pfarrstelle, die auf Drespe übertragen wurde. Auch jetzt umfaßt Eckenhagen noch 40 Höfe mit 2900 Seelen. Wegen der weiten Ausdehnung findet im Monat zweimal abwechselnd Gottesdienst im Vereinshaus Mittelagger und in der Kapelle Sinspert statt, die aus dem Mittelalter stammt, seit 1608 der ev. Gemeinde gehört und 1857 erneuert worden ist.

II. Architektur

Professor Dr. Günther Walzik aus Bonn hat über Jahrzehnte hinweg auch in unserem Raum Studien zur Geschichte durchgeführt. Er kennt auch die Eckenhagener Barockkirche sehr gut. Freundlicherweise dürfen hier mit seiner Genehmigung Entwürfe zur Bauabfolge der alten Kirche in Eckenhagen veröfffentlicht werden.

Vorläufige Entwürfe zur Bauabfolge der alten Kirche in Eckenhagen von Prof. Günter Walzik, nach dem Bericht des Ausgräbers D. Soechting und durch Vergleich mit der Emporenbasilika von Morsbach:

Grundriss mit Einzeichnung de romanischen Emporenbasilika
Bau 1
Bau 2
Bau 3
Bau 4
Bau 5

III. Wiederaubau nach dem Feuer

Ein Beitrag von Klaus Pampus: Der Wiederaufbau der evangelischen Kirche in Eckenhagen
nach dem großen Brand von 1777 im Spiegel der Abrechnungsbücher

Der inzwischen leider verstorbene Klaus Pampus aus Eckenhagen hat vor einigen Jahren einen Vortrag in der Kirche zum Wiederaufbau der Barockkirche im 18. Jahrhundert gehalten. Herr Pampus hat der Ev. Kirchengemeinde sein Manuskript für das Archiv überlassen. Hier können Interessierte seine Arbeit nachlesen, die er anhand von nüchternem Quellenmaterial erstellt hat, und dabei interessante und lebendige, alles andere als „trockene“ Einblicke in die Lokalgeschichte vor zweihundert Jahren bietet.

Gliederung:

  1. Der Brand von 1777
  2. Die Abrechnungsbücher über den Wiederaufbau der Kirche im Pfarrarchiv
  3. Struktur der Ausgaben
    3.1 Bauholz / Bretter
    3.2 Mauerwerk
    3.3 Zimmerarbeit
    3.4 Dachwerk
    3.5 Fenster
    3.6 Turm
    3.7 Glocken
    3.8 Schreinerarbeiten / Innenausbau
    3.9 Farben
    3.10 Sonstiges
  4. Einnahmen
  5. Die letzte Ausbauphase:
    Einbau von Orgel und Kirchenuhr

1. Der Brand von 1777

In der Nacht zum 18. April 1777 – zwischen 12 und 1 Uhr – wurde das Kirchdorf Eckenhagen durch ein furchtbares Feuer fast völlig zerstört. Anlass und Ursache sind im einzelnen nicht überliefert, aber bei den damaligen Heiz- und Feuerungsmethoden in größtenteils strohgedeckten Häusern waren solche Brandkatastrophen leider nicht selten. So ist bekannt, dass in der gleichen Zeitepoche beispielsweise auch Waldbröl (1769), Hülsenbusch (1765) und Bergneustadt (1717 und 1742) von verheerenden Großbränden heimgesucht worden sind. [1] Aus der (zweiten) Pfarrergedächtnistafel im Kircheneingangsportal, aus Kirchenbüchern und einem aufschlussreichen Augenzeugenbericht [2] wissen wir, dass der Feuersbrunst in Eckenhagen 47 Häuser, darunter die Schule, sowie die neue evangelisch-lutherische Kirche zum Opfer fielen, deren Bau erst 1764 begonnen hatte und deren Innenausbau zum Zeitpunkt des Brandes nicht einmal ganz abgeschlossen war. [3] Das Feuer muss sich in kurzer Zeit ausgebreitet haben, wie man dem alten Türbalken des wiederaufgebauten (Gerichts- ?)Hauses „Im Reichshof“ (7) entnehmen kann: „Feuer, Feuer wurde gerufen aus, da es schon brandte um die Stätte dieses Hauß‘, nackend muste man laufen aus …“ In einem Haus am Markt (heute teilweise vom Hotel zur Post überbaut) kamen sogar zwei Kinder in den Flammen ums Leben. Wenn insgesamt 47 Häuser abbrannten, so bedeutet dies, dass kaum 10 Häuser – jenseits der Mähbach – vom Feuer verschont wurden. (In einer Huldigungsliste aus dem Jahre 1731 sind in Eckenhagen 51 Haushalte verzeichnet; bei einer ersten Volkszählung 1817 wurden 348 Einwohner gezählt. [4]) Ich „kan fast nicht beschreiben“, so fasst der schon zitierte Augenzeuge Joh. Christian Hoemann aus (Berg-) Neustadt seine Eindrücke zusammen, „wie kleglich es aussah“. [5]

Aber anstatt zu resignieren, ging man in Eckenhagen sofort an den Wiederaufbau von Häusern, Schule und auch der Kirche, wobei die beiden Pfarrer Johann Gerhard Büren (1758-1809) und dessen Bruder Johann Christoph Büren (1769-1778), an die heute noch die beiden Grabsteine an der nördlichen Außenmauer der Kirche erinnern, besonders engagiert beteiligt waren.

2. Die Abrechnungsbücher über den Wiederaufbau der Kirche im Pfarrarchiv

Der Wiederaufbau spiegelt sich in drei Abrechnungsbüchern, die sich im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde befinden. [6] Das erste ist vom Kirchmeister J.A. Jäger unmittelbar nach dem Brand im April 1777 angelegt und bis 1781 fortgeführt worden.

Dieses umfangreichere Buch von über 30 Seiten enthält die Ausgaben für den Kirchenneubau.
Das zweite Buch von ca. 10 Seiten ist offenbar später angelegt und reicht bis 1783, mit einigen Eintragungen sogar bis 1785/1786. Es fasst die Einzelausgaben von Kirchmeister Jäger noch einmal zusammen und berichtet im Anschluss daran über die Einnahmen, mit denen die Baukosten finanziert wurden.

Ein drittes Rechnungsheft [7] mit 16 beschrifteten Seiten befasst sich schließlich mit der letzten Phase des Innenausbaus der Kirche: dem Einbau der Orgel und der Kirchenuhr. Es ist vom Kirchmeister Christoph Üllner aus Tillkausen in einer gut lesbaren Handschrift sehr korrekt geführt worden und enthält sowohl Einnahmen als auch Ausgaben im Zeitraum zwischen 1793 und 1795. Die Auswertung dieses dritten Dokumentes wird auf das letzte Kapitel (5) verschoben, da die dort verzeichneten Aktivitäten zeitlich und sachlich vom ersten großen Abschnitt des Wiederaufbaus der Kirche deutlich getrennt sind. Die Kosten für Orgelbau und Uhrenanschaffung werden also zunächst ausgeklammert.

Auch der Schreiber des zweiten Rechnungsheftes A.W. Veltgen war wesentlich schreibgewandter als Kirchmeister Jäger, bei dem es sich um Johann Albertus Jäger aus Müllerheide handelt, der dort Maria Elisabeth Veltgen aus der Familie des Geschworenen Veltgen geheiratet hatte. Der geübtere Schreiber Veltgen war wohl ein Verwandter (Neffe, Schwager) von J.A. Jäger, und vielleicht besorgte er die Rechnungsführung auch nur im Auftrage der beiden damaligen Kirchmeister Jäger und J.G. Mittelacher.

Das Ausgabenbuch ist wegen verblasster Tinte teilweise nur schwer zu entziffern. Außerdem ist es sehr hilfreich, Eckenhagener Dialekt zu beherrschen, um die eigenwillige Sprache und Rechtschreibung verstehen zu können. Im Prinzip sind die Ausgaben chronologisch aufgelistet, zugleich ist jedoch eine Gliederung nach Ausgabenpositionen vorgenommen worden, was die Aufstellung besonders interessant macht. Sie enthält u.a. Angaben über die Reihenfolge der Bauarbeiten, über die beteiligten Handwerker, die verwendeten Baumaterialien, die Bezugsquellen, die Transportwege, die Fuhrleute und natürlich über die damals gezahlten Preise und Löhne. Diese werden im allgemeinen in Reichsthalern (Rthlr.) und Stübern (Stbr.) angegeben, wobei 1 Rthlr. 60 Stbr. Entspricht. Teilweise werden die Beträge sogar bis auf Heller (He.) berechnet, wobei 1 Stbr, = 16 He. ist. Eine direkte Umrechnung auf die heutige Währung ist nicht möglich, aber aus den Preis- und Lohnangaben ergeben sich anschauliche Vergleichsmöglichkeiten. Um vorweg einige Beispiele zu geben: Der Tageslohn für einen Zimmer- oder Schreinermeister betrug 17 bis 18 Stbr. ; deren Gesellen verdienten ca. 15 Stbr.; ein Botengang nach Gummersbach wurde mit 7½ Stbr. entgolten; für eine Eiche wurden 3 bis 6 Rthlr. bezahlt; die Gesamtkosten für den Kirchenbau betrugen 6240 Rthlr. Eine Fülle weiterer Zahlen findet sich bei der Darstellung der einzelnen Kostenpositionen.

3. Struktur der Ausgaben

Es erscheint sinnvoll, zunächst einen Überblick über die Aufteilung der Gesamkosten zu geben. Eine solche Aufstellung ist am Anfang des zweiten Abrechnungsbuches von Veltgen vorgenommen worden. Gegenüber seiner detaillierten auch noch den letzten Heller ausweisenden Rechnungslegung werden die Zahlen im folgenden abgerundet wiedergegeben. Zusätzlich sind die Prozentsätze der jeweiligen Ausgabenpositionen am Gesamtkostenvolumen (ohne Orgel und Uhr) errechnet worden. Die Reihenfolge ist gegenüber der Originalaufstellung geringfügig verändert; einige Positionen wurden zusammengefasst.

  1. Bauholz / Bretter 319 Rthlr. 31 Stbr. = 5 %
  2. Mauerwerk 814 Rthlr. 47 Stbr. = 13 %
  3. Zimmerarbeit 907 Rthlr. 1 Stbr. = 15 %
  4. Dachwerk 707 Rthlr. 56 Stbr. = 11 %
  5. Fenster 86 Rthlr. = 2 %
  6. Turm 1047 Rthlr. 53 Stbr. = 17 %
  7. Glocken 799 Stbr. = 13 %
  8. Schreinerarbeit / Innenausbau 824 Rthlr. 12 Stbr. = 14 %
  9. Farben 57 Rthlr. 28 Stbr. = 1 %
  10. Sonstiges 677 Rthlr. 4 Stbr. = 9 %

Gesamt 6240 Rthlr. 57 Stbr. = 100 %
Das folgende Diagramm mag die Gesamtstruktur der Ausgaben noch einmal verdeutlichen.
diagramm1

Die folgenden Abschnitte sollen zeigen, weiche konkreten Leistungen sich hinter den Positionen verbergen. Dabei wird natürlich keine vollständige Aufzählung angestrebt; vielmehr wird der Inhalt der Leistungen an Beispielen verdeutlicht, die das Zeittypische erkennen lassen. Soweit sie zu entziffern waren, sind auch einige Familiennamen genannt, die allerdings in den Rechnungsbüchern nur beiläufig erwähnt werden.

3.1 Bauholz / Bretter

„Waß daß gekaufte bauholz kost“, so überschreibt Kirchmeister Jäger seine ersten Eintragungen, die wenige Monate nach dem Brand im Sommer 1777 beginnen. Offenbar war der Kirchmeister mit dem Holzeinkauf selbst betraut. Dabei handelt es sich ausschließlich um Eichen, für die pro Stamm 3-6 Rthlr. bezahlt wurden. Häufig sind es nur ein oder zwei Stämme, die von den Waldbesitzern erworben wurden. Zwei größere Posten wurden im Nieder-Dörrenwald, einem damals staatlich-bergischen Dominialwald zwischen Sinspert, Wehnrath und Oberagger, für 82 Rthlr. und in Crottorf, vermutlich vom Gr. v. Hatzfeldt, für 49½ Rthlr. gekauft. Als Verkäufer werden außerdem u.a. genannt Joes Pitter Fischbach, Gustav Müller, Johes Thiel Braun, Christian Braun, Dietrich Haußberg, Johann Chr. Leyenbach, Wilhelm Cöster, Anthon Ising, Wilhelm Schnabel, Carl Schorre, die Erbgenossen Jäger zu Breidenbach. Die Eichen wurden an die Kirche gefahren, um dort von Hand zu Pfosten, Bohlen und Brettern geschnitten und weiterverarbeitet zu werden. Fuhrkosten gehörten – nicht nur beim Bauholz – regelmäßig zu den entsprechenden Ausgabentiteln. Bei einem Durchschnittspreis von 5 Rthlr. pro Eichenstamm und einem Gesamtpreis von rd. 200 Rthlr. für das Stammholz lässt sich errechnen, dass etwa 40 Eichenstämme für das Dachwerk verzimmert worden sind.

Neben dem Stammholz wurden für 119 Rthlr. zusätzlich fertige, d.h. geschnittene Bretter sowie „Trockenholz“ für den Innenausbau gekauft. Zu den Verkäufern von „bollen“ (=Bohlen) und „alten Bösten“ (=Pfosten) gehörten u.a. Gottlieb Cöster, Friedrich Müller, Johann Jäger (Fürken), Joh. Friedrich Müller (Heischeid), Heymann Gerlach (Sinspert ?) und der Deubel (Schemmerhausen) .

Insgesamt machten die Holzkosten – allerdings wohl ohne die Kosten für das Holzwerk des Kirchturms – nur 5 % der Bausumme aus, die Ausgaben für Verarbeitung sind bei den Zimmer- und Schreinerarbeiten erfasst.

3.2 Mauerwerk

Für Mauerarbeiten sind insgesamt 815 Rthlr. = 13 % der Bausumme ausgewiesen. Dieser relativ niedrige Anteil erklärt sich daraus, dass die Substanz der mächtigen Mauern von Kirchenschiff und Turm den Brand wohl überstanden hatte. Da die Mauerarbeiten – wie auch andere Arbeiten – größtenteils „veraccordiert“ waren, d.h. zu einem vereinbarten Festpreis vergeben, enthält die Kostenrechnung nur Leistungen außerhalb des Akkords. Dazu gehörten u.a. das Brechen von Löchern für Fenster, Türen, Balken und eiserne Anker sowie das Abbrechen des Turms „drei Fuß unter den Schallöchern“ und das Wiederaufmauern. Offenbar ist die Turmhöhe verändert, vermutlich aufgestockt worden. Der Kirchmeister vermerkt als Sonderposten, dass er den Maurergesellen beim Abbrechen des Turmes 1½ Maß Branntwein gegeben habe, „damit sie mir das abgeschmolzene bley bestens verwarten“.
Für „Hausteine“ des „Steinhäuers“ sind – vermutlich für die Wangen von Türen und Fenstern – nur wenige Ausgaben notiert. Dafür wurden erhebliche Mengen Kalk an­gefahren, woraus zu schließen ist, dass der Verputz der Kirche wohl gänzlich erneuert werden musste. Der Kalk wurde von den Fuhrleuten u.a. in Dürscheid Rospe und in „Mecklekausen Im ChurKöllnischen“ geholt; der Preis lag bei 2 Rhltr. pro Karre, der Fuhrlohn um 1 Rthlr. 20 Stbr. In Derschlag und beim Fernholt in der Neustadt wurden „Har“ (=Haare) eingekauft, die in den Kalkmörtel eingerührt wurden. Als Fuhrleute sind u.a. aufgeführt Joh. Henrich Koch, Henrich Engelbert, Christoph Jungjohann, Geschworener Jäger, Christian Schumacher, Kirchmeister Schneider und sogar „Herr Pastor Hundhausen“, der nach dem Tode des jüngeren Pastors Büren (1778) die zweite Pfarrstelle angetreten hatte und auf dem Pfarrgut offenbar auch Pferde besaß. Der Kalk wurde als Branntkalk angeliefert und an Ort und Stelle gelöscht; wiederholt finden sich Ausgaben für das Anlegen einer „Kalkkaule“ und das Löschen von Kalk.

3.3 Zimmerarbeit

Bei dem Umfang der zeitaufwendigen und teilweise anspruchsvollen Zimmerarbeiten ist es kaum verwunderlich, dass daran einee ganze Reihe von Meistern mit ihren Gesellen beteiligt waren. Genannt werden am Anfang Zimmermeister Hendrig Fischer, der offenbar nicht aus der Nähe stammte, weil für ihn und seine Gesellen auch „Zehrgeld“ gezahlt wurde; ferner drei weitere Zimmermeister Müllenschlädder, Joh. Friedrich Dresbach sowie Joh. Christian Nohl, der wohl aus Eckenhagen oder der näheren Umgebung stammte und der 1792 einen großen Teil des Hahnbucher Kirchengutes erwarb. Beim Zimmern des Dachstuhl für das Kirchenschiff 1777 wird Meister Nohl mit seinen Gesellen mit rund 35 Rthlr. für das Schneiden von 1441 Fuß Brettern bezahlt; Meister Dresbach und seine Gesellen erhalten 34 Rthlr. für das Schneiden von „Riegeln und Balken“; eine ganze Reihe von weiteren Kolonnen (Joh. Christophel Jungjohann, Leopold Feld [9], Gebrüder Heikaus u.a.) schneiden ebenfalls Bretter. Die Zimmerarbeiten am Kirchendach wurden aber offenbar von Meister Fischer durchgeführt. Vielleicht stammte er aus Lüdenscheid, denn ein paar Jahre später wurden verschiedentlich Boten nach „Lünschit“ zum Zimmermeister geschickt. Außerdem gibt es eine schwer lesbare Eintragung über einen Zimmergesellen (?) Fischer, der für den Akkord von 1 Cronthaler (ca. Rthlr.) den „Abriss“, wir würden heute eher „Aufriss“ oder „Plan“ sagen, vom Turm gezeichnet hatte.
Die Zimmerarbeiten am Turm ausgeführt hat dann vor allem Meister Nohl mit seinen Zimmerleuten. Er erhält am 20. Juli 1779 von Kirchmeister Jäger „vor dem Durm und Klockenstuhl zu bauen und Klocken aufzuziehen und zu hangen mit dem Dringgeld zusammen 247 Rthlr. 41½ Stbr.“. Johes Klein erhält 22 Rthlr. für das „Bühnen“, also das Einziehen von Fußböden, im Glockenstuhl sowie das Auskleiden der „Schallöcher“.

Zweifellos sind auch Richtfeste gefeiert worden. Für das Jahr 1779 verbucht der Kirchmeister Auslagen über 7 Rthlr. für das „Gelage, das die Zimmerleute verzehrt haben, als sie den Thurm hatten aufgeschlagen“ sowie für eine Sonderzuwendung an die Zimmergesellen, als sie den „Hanen“ (=Hahn) auf die Turmspitze gesetzt hatten.
Das Kreuz, auf dem der Hahn angebracht ist [10], und viele andere Eisenteile (Anker, Verstrebungen, „Krampen“, Türschlösser und –gehänge, Fensterrahmen u.a.) wurden von einheimischen Schmieden und Schlossern hergestellt. Für „Eisenrecken“ u.a. an das „Kreutz“ erhielt der „Schöler in Auchel“ knapp 16 Rthlr., Joh. Christian Braun für Maueranker 66 Rthlr., auch „Schmitte“ (Schmiede) aus Olpe und Drolshagen wurden herangezogen. Eine häufig auftretende Position betrifft die Ausgaben für Nägel, die natürlich damals von Hand geschmiedet wurden. Diese nicht unerheblichen Ausgaben für Eisen- und andere Metallteile sind in der Gesamtrechnung überwiegend der Position „Sonstiges“ zugeordnet.

3.4 Dachwerk

Die Erstellung des Daches mit großen schiefergedeckten Flächen durch die „Leyendecker“ erforderte über 707 Rthlr., was rund 11 % der Bausumme ausmachte. Im Jahr 1777 im Herbst wurde zunächst ein provisorisches Bretterdach über dem Kirchenschiff errichtet, „daß wir den Winterschauer (be)stehen konnten“, schreibt der Kirchmeister. In den Jahren 1778 und 1779 wurden dann beträchtliche Mengen „Leyen“ (Schiefer) angefahren. Sie wurden gewöhnlich im Siegerland oder Sauerland, in Siegen oder Olpe geholt. Weil in Siegen und Olpe kein Schiefer mehr zu bekommen gewesen sei, mussten im Juli 1778 Leyen von Köln, also Eifel-Schiefer, geholt werden, die natürlich wegen des höheren Fuhrlohns teurer waren. Eine Karre kostete ca. 6 Rthlr.
Wir können der Abrechnung sogar entnehmen, dass der Kirchmeister „den ersten Nagel in die erste Ley auf der Kirche geschlagen“ hat; er muss nämlich dafür 1 Rthlr. 25 ½ Stbr. Trinkgeld geben. Zum Abdichten des Daches, etwa an den Dachfenstern und Anschlussstellen, sowie für „Bleykasten“ (Regenrinnen ?) wurden erhebliche Mengen Blei und Lötzinn benötigt, die von Fuhrleuten (u.a. Mathias Müller, Christoph Ringstorff) von Köln mitgebracht wurden.

3.5 Fenster

Ein verhältnismäßig kleiner Ausgabenposten betrifft die Reparatur und Neuverglasung der 10 großen Fenster Im Kirchenschiff. Die Arbeiten des Fenstermachers Gottlieb Cöster waren für 26 Rthlr. „veraccordiert“. Insgesamt 5 „Kasten“ Glas wurden von den Fuhrleuten Christian Mittelacher und Joh. Anthon Lentz zum Preis von rd. 45 Rthlr. an die Kirche geliefert. Die restlichen Ausgaben entfielen auf Bolzenschrauben, Zinnm „Carfonium“ und die Reparatur von beim Bau zerbrochenen Scheiben.

3.6 Turm

Der mächtige Turm der Eckenhagener Kirche mit über 60 m Höhe Ist durch seine formschöne, wohlproportionierte Barockhaube mit einer achteckigen doppelten „Laterne“ zweifellos einer der eindrucksvollsten Kirchtürme im Oberbergischen. Es kann daher nicht überraschen, dass die Ausgaben für Aufbau und Ausbau mit über 1047 Rthlr. entsprechend 17 % der Gesamtkosten die höchsten von allen Ausgabentiteln darstellen. Das Material für die schon beschriebenen Zimmer- und Mauerarbeiten wurde über einen „Cragen“ (Flaschenzug, Kran ?) auf den Turm gezogen, den man in Drolshagen „gelent“ (=ausgeliehen) hatte. Als dem Maurermeister ein Seil riss, wurde ein Ersatz vom Bergwerk „auf der Kranhart zu Fürken“ beschafft. Dem Johann Döhl und Carl Feld zahlte der Kirchmeister beim Turmbau mehrfach Lohn „für das Rad im Turm zu treiben“ (an anderer Stelle heißt es auch „… zu tretten“). Die beiden erhielten für ihre Arbeit, die in erster Linie wohl Körperkraft erforderte, als Tageslohn je 7 ½ Stbr., also nur die Hälfte des Lohnes eines Handwerksgesellen. Gerade der Turm stellt ein hervorragendes Zeugnis des hohen Standes damaligen Handwerkerkönnens dar.

3.7 Glocken

Eine Kirche ohne Glocken hätten die Menschen in der damaligen Zeit als unvollständigen Torso empfunden. Trotz beträchtlicher Kosten von rd. 800 Rhtlr. entsprechend 13 % der Gesamtkosten entschloss man sich deshalb, zusammen mit dem Turmbau auch drei neue Glocken gießen zu lassen.
Ein kleines Vaterunserglöckchen sozusagen als ersten Notbehelf hatte Kirchmeister Jäger selbst kurz nach dem Brand 1777 in Köln für 22 Rthlr. erstanden. Die größten Ausgaben für den Guß der neuen Glocken von über 500 Rthlr. verursachte der Einkauf der Metalle: Kupfer wurde aus dem nahen Pochwerk nach Eckenhagen geholt, „englisches Zinn“ musste aus Köln angefahren werden. Außerdem sammelte man das Metall der alten Glocken aus der Vorgängerkirche und kaufte auch brauchbares Altmaterial hinzu, so „vom Büttinghauß in Fahrenberg eine alte Glocken“.

Für die Vorbereitung des Glockengusses zogen der Glockengießermeister W. Rinker (Kirchmeister Jäger schreibt: Ringer) und dessen Sohn aus Leun (Kr. Wetzlar) eine ganze Reihe einheimischer Handwerker heran: einen Maurermeister zum Mauern des Schmelzofens, Johs Ringstorff für das Heranfahren des Materials für die Glockenform aus Siegen, den Pitt Heyer aus Drolshagen für „den Formenguß zu stechen und die Buchstaben und Linien, die auf die Glocken drauf kommen“, den Schmied Brederhoff für Schmiedearbeiten an Glockenform und -ofen, den Anthon Cremer für 6 ½ Clafter Buchenholz wohl für das Schmelzfeuer usw. Der Glockenguß fand in der Nähe der Kirche statt, und es lässt sich denken, daß der Platz wegen der vielen Handwerkerkolonnen, die u.a. mit Zuschneid-, Zimmer-, Steinhauer-, Kalklösch-, Leiendeckerarbeiten beschäftigt waren, knapp wurde. Deshalb erhielten die Erben Halbach für die – wohl zeitweise – Überlassung des Bauplatzes 3 Rhtlr.

Es wird ein großer Tag für Eckenhagen und die ganze Umgebung gewesen sein, als im Frühjahr 1778 die drei Glocken auf dem Gießplatz gegossen wurden. Der Glockengießermeister Rinker und sein Sohn waren 26 Tage in Eckenhagen gewesen; dies ist daraus zu erkennen, dass für diese Zeit „Zehrgeld“ an den Johs Klein – pro Tag 13 Stbr. – gezahlt werden musste, Meister Rinker erhielt für seine verantwortungsvolle, risikoreiche Arbeit 147 Rthlr.
Nach dem gelungenen Glockenguß wurden von Hammerschmieden noch die „Kleppper“, also die Glockenklöppel, geschmiedet. In „Nümmert“ (=Nümbrecht) ließ der Kirchmeister ein Seil machen, „zu dem Glocken aufziehen“. Wir wissen, dass sie zu Ostern 1778 zum ersten Mal läuteten. Sie „sind so gut gerathen“, berichtet der Augen- bzw. Ohrenzeuge aus Neustadt, „daß sie den vorigen Glocken nicht nachstehen“. [11]

Das Geläut bestand aus drei Glocken: einer großen Glocke von 30 Zentner Gewicht, einer kleineren „Beierglocke“ und einer mittleren „Mittagsglocke“ von 18 Zentnern, die neben den Namen des Schullehrers Trost, des Küsters F. Mittelacher, des Kirchenprovisors J.G. Mittelacher und des Glockengießermeisters W. Rinker auch den Namen von Kirchmeister J.A. Jäger als Inschrift enthielt. Von diesen drei Glocken hat lediglich die große die Zeiten überdauert. Sie war zwar Im Zweiten Weltkrieg zum Einschmelzen bereits abgeholt worden, wurde aber 1947 von einem Hamburger Sammelplatz wieder nach Eckenhagen zurückgeholt. Die anderen beiden Glocken sind mehrfach um- bzw. neugegossen worden. [12]

3.8 Schreinerarbeiten / Innenausbau

Auch die Schreinerarbeiten setzten bereits 1777 ein, als der einheimische Schreinermeister Halbach, vermutlich ein Nachfahre des ehemaligen Bergneustädter und Eckenhagener Vikars J.W. Halbach (um 1680), eine neue Tür und zwei „Notthüren“ einbaute. Außerdem hatte er für die 16 ½ 2 Rthlr., die er erhielt, „über die Kanzel ein Schauerdag gemacht, daß der Herr Bastor schauer stehen konnte“, so die Eintragung im Rechnungsbuch. Die alte Kanzel, das wird auch aus anderen Bemerkungen deutlich, war also noch halbwegs funktionsfähig geblieben, was für einen lutherischen Gottesdienst mit der Predigt als zentralem Bestandteil natürlich wichtig war. Der eigentliche Innenausbau fand dann aber erst zwischen 1779 und 1781 statt.

Ähnlich wie bei dem kunstvollen Turmaufbau fragt man sich auch angesichts der eindrucksvollen barocken Innengestaltung des Kirchenraumes, ob es Entwürfe von Baumeistern oder Architekten gab, nach denen die Handwerker arbeiteten. Während die Informationen darüber für den Turmbau recht vage sind, gibt es für den Innenausbau in den Rechnungsbüchern einige deutlichere Hinweise: Dem „Landmesser Schöller“ zahlt Kirchmeister Jäger „von dem Abriß zu machen über die Galleryen und Ständern in der Kirchen“ 2 Rhltr. sowie 24 Stbr. für Zehrung. Wahrscheinlich handelte es sich um Joh. Christian Schöler (ca. 1738 – 1817), der Bauer und „Erbmesser“ In Finkenrath war.[13] Auch ein Landmesser Stertzenbach wird im Zusammenhang der „Kirchenständer“ als Zeichner genannt. Die fachgerechte Konstruktion der die gesamte Kirche umlaufenden Empore („Gallery“), die durch ihren sukzessiven Anstieg mehr als 500 Personen aufnehmen konnte, war sicher eine besonders diffizile Aufgabe. Die geschweifte Form der durch geschnitzte Säulen abgeschlossenen Ballustrade läuft auf die prächtigen „Prinzipalstücke“ (Altar, Kanzel, Orgel) zu, und es wird etwas von Atmosphäre und Stil mancher Rokoko-Theater vermittelt, die viele Fürsten jener Zeit in ihren Residenzen errichten ließen. Dort allerdings waren die aufwendigen Emporen, Gallerien und Balkone auf die Theaterbühne als Zentrum ausgerichtet; in der Kirche sollte die Aufmerksamkeit auf die Hauptstücke, Altar,Kanzel,Orgel als Symbole von Abendmahl, Predigt und Kirchenmusik, gelenkt werden. Das dritte Prinzipalstück, die Orgel, konnte, wie noch im einzelnen darzustellen sein wird, erst über ein Jahrzehnt später hinzugefügt werden.

Aber sicher war sie schon mit ins Auge gefasst, als man sich für Altar und Kanzel einen „Abriss“ erstellen ließ. Laut Ausgabenbuch wurden dafür 8 ½ Rthlr. an Johes Hendrig Kleinjung bezahlt, über dessen Beruf und Herkunft zwar nichts gesagt wird, bei dem es sich aber zweifellos um den Schreinermeister Johann Henrich Kleinjung aus Hütte b. Himmerkusen handelt, der unter der Leitung seines Bruders, des Baumeisters Johann Christian Kleinjung aus Obergelpe, am Wiederaufbau der 1765 ausgebrannten Kirche in Hülsenbusch beteiligt war. (Übrigens war der Wiederaufbau dort zum Pauschalpreis von 3300 Rthlr. vergeben worden. Wenn man die Orgel einbezieht, wäre das weniger als die Hälfte der Kosten für die allerdings sehr viel größere Kirche in Eckenhagen.) Vielleicht waren die Gebrüder Kleine aus Freckhausen, die 1769 die neue Orgel in Hülsenbusch eingebaut hatten, auf den tüchtigen Schreinermeister, Sohn des Chirurgus Johannes Kleinjung, aufmerksam geworden und vermittelten ihn als Ratgeber und Planer nunmehr an die Kirche ihrer Heimatgemeinde. Es ist aber auch möglich, daß Vorfahren oder Verwandte aus dem Kirchspiel Eckenhagen stammten: Johann Kleinjung aus Sinspert war 1623 Scheffe am Eckenhagener Landgericht.

Die künstlerische Ausgestaltung der Eckenhagener Kirche dürfte aber in der Hauptverantwortung des Holzbildhauers Höchstätter (Kirchmeister Jäger schreibt auch Hochsteter) aus Drolshagen gelegen haben, der später auch die dekorativen Teile für die Orgel geschaffen hat. Über Meister Höchstätter, der in den Kirchenrechnungen immerhin wie die übrige Prominenz (Pastor, Lehrer, Richter, Gerichtsschreiber) als „Herr“ bezeichnet wird, ist wenig bekannt. Es ist möglich, dass er aus der kunstgeschichtlich bedeutenden Holzbildhauerwerkstatt Sasse in Attendorn hervorgegangen ist. Peter Sasse selbst hat in der Drolshagener Klosterkirche Anfang des 18. Jahrhunderts gearbeitet [15], und die Gebrüder Kleine haben für die Kirche in den 1780er Jahren eine neue Orgel gebaut. [16] Es ist wahrscheinlich, dass die Kleines auch bei anderen Orgelprojekten mit Höchstätter zusammengearbeitet haben (Bergneustadt?), aber das ist bisher noch nicht nachgewiesen worden. In Eckenhagen erhält Höchstättter für seine Arbeit an Altar und Kanzel 130 Rthlr. Die beiden einheimischen Schreinermeister Halbach und Johes Klein bekommen für ihre Zuarbeit je 90 Rthlr. Höchstätter hat zweifellos nicht nur die Holzbildhauerarbeiten im engeren Sinne durchgeführt, denn 1781 erhält er noch einmal 50 Rthlr. für die Ausmalung der Kirche „ohne Altar und Kanzel“, heißt es ausdrücklich, sowie „von dem depig zu machen umb den schallteckel“ und drei Leuchter auf den Altar. Was hier als „depig“ (=Teppich) bezeichnet wird, ist der aus Stuck imitierte samtartige Vorhang, der um den besonders dekorativ gestalteten Schalldeckel verläuft.
Die „Pilaster“, also die wuchtigen Eichensäulen, auf denen die Gallerie bis heute ruht, sind von Hermann Gerlach (Sinspert ?) gedrechselt worden. Dieser hatte – mit anderen – auch die Gallerien „gebünt“, d.h. die Fußböden verlegt. Er erhält dafür 57 Rthlr.

Die beiden bereits genannten Schreinermeister Halbach und Klein teilten sich die Fertigung der Sitze auf. Pro Sitz erhielten sie 19 Stbr., insgesamt 360 Rthlr, für 1116 Sitze. (Später kamen noch einmal 11 Sitze hinzu.) Hier haben wir also eine exakte Angabe über die Zahl der Sitzplätze nach Fertigstellung der Kirche. Im Zuge der Verbreiterung der Sitzreihen hat sich diese Zahl mehrfach verändert; heute hat die Kirche noch rd. 600 Sitzplätze.
Natürlich waren für den Innenausbau auch mannigfache Baumaterialien erforderlich, besonders Bretter, Bohlen und Vierkanthölzer, wofür das in anderem Zusammenhang bereits erwähnte Trockenholz verwendet wurde. Weiter wurden Leim und diverse Eisenteile benötigt sowie schließlich Farben zur Ausmalung der Kirche durch Meister Höchstätter.

3.9 Farben

Obgleich diese Position mit 57 Rthlr. und weniger als 1 % der Bausumme den kleinsten von allen Ausgabentiteln darstellt, werden „Farben“ in der Kostenrechnung gesondert herausgestellt. Sofern es sich um kleinere Mengen handelte, wurden diese in Gurnmersbach beschafft, größere Mengen wurden in Köln geholt. Fast immer gehörten dazu Leinöl und Bleiweiß als Grundfarbe. Außerdem wurden genannt Zinnober, Okergelb, Königsgelb. Ein größerer Posten für 19 Rthlr., der zur Ausmalung von Altar und Kanzel im Mai 1781 von Köln mitgebracht wurde, ist leider nicht spezifiziert. Aber dabei werden dann auch Blau- und Grünfarben gewesen sein, die Meister Höchstätter benötigte, um daraus jene Marmor imitierenden Farbtönungen herzustellen, die man auch in der heutigen Kirche noch bewundern kann. Sie sind bei der Renovierung Ende der 1950er Jahre in Anlehnung an die ursprüngliche Farbgebung erneuert worden; lange Zeit waren die vielfältigen spätbarocken Farbnuancen durch ein eintöniges Weiß überstrichen worden.
Für einige Ornamente und Dekors an Altar und Kanzel wurden sogar kostbare Edelmetalle verwendet: 2 „Bred“ Silber und 2 ½ „Pakete“ Feingold gehören dazu, für die übrigens wenig mehr als 4 Rthlr. ausgegeben werden mussten. Auch an „Frau Bastörchen“ -vielleicht die Ehefrau des jüngeren Pastors Hundhausen – zahlte der Kirchmeister den Preis für 10 „Bücher Flechtgold“.

3.10 Sonstiges

Der Restkategorie „Sonstiges“ sind in der Gesamtaufstellung immerhin 9 % der Gesamtkosten zugeordnet. Manche der hier aufgeführten „Kleinigkeiten“, wie der Kirchmeister sich ausdrückt, sind in den bisherigen Positionen schon erwähnt, besonders mancherlei Arbeitsleistungen und Materialien von Schmieden und anderen Metallhandwerkern. Hierher gehören aber beispielsweise auch vielfältige Botengänge, etwa zum Richter nach Waldbröl, wo für dessen „Befehle“ und „Decrete“ auch noch Gebühren (15 Stbr.) gezahlt werden mussten. Dem Boten Wilhelm Heikaus wurden 36 Stbr. für einen Gang nach Leuscheid (Westerwald) gewährt, wo dem Herrn Inspektor – wir würden heute sagen Superintendent – die Kollektenbücher zur Prüfung vorgelegt werden mussten. Ausgedehnte Reisen u.a. nach Düsseldorf, in das Siegerland und sogar bis In die Niederlande wurden zur Durchführung von Kollekten durchgeführt, wofür den Kollektanten auch eine gewisse Vergütung zugestanden wurde. Auch die Kirchmeister erhielten für ihre zweifellos erheblichen Belastungen eine Entschädigung. Für Kirchmeister Jäger verzeichnet die Aufstellung wegen „Tagversäumnis“, wir würden heute sagen „Verdienstausfall“, immerhin 272 Rthlr. allerdings für den Zeitraum 1777 bis 1786; sein Nachfolger,Kirchmeister Mittelacher, erhält 75 Rthlr. In der Berechnung von Kirchmeister Üllner für das Jahr 1794 sind 124 volle Tage „Tagversäumnis“ im einzelnen nachgewiesen, wobei viele konkrete Tätigkeiten zur Unterstützung der Handwerker genannt werden.

4. Einnahmen

Es drängt sich natürlich die Frage auf, wie die hohen Gesamtausgaben von über 6240 Rthlr. finanziert werden konnten. Staatliche Zuwendungen gab es in der damaligen Zeit nicht, denn das hätte Mittel aus dem Haushalt des pfälzischen Kürfürsten Carl Theodor bedeutet, der zugleich Herzog von Berg war und im Jahr des Eckenhagener Kirchenbrands 1777 auch noch Kürfürst von Bayern geworden war. Dieser als „Rokokokavalier“ hervorgetretene prunksüchtige und korrupte Fürst war infolge seiner aufwendigen Hofhaltung mit über 2000 Hofbeamten und durch teure Schloßbauten u.a. in Benrath, Bensberg, Mannheim, Schwetzingen selbst in permanenten Geldnöten. Auch von Zuschüssen aus einer überregionalen kirchlichen Institution ist in den Eckenhagener Einnahmenachweisen nirgends die Rede.
Die wichtigsten Einnahmequellen waren vielmehr Kollekten, die schon mehrfach erwähnt wurden. Dabei appellierte man naturgemäß zunächst an die Opferbereitschaft der eigenen Gemeindemitglieder. Der Erfolg war in hohem Maße erstaunlich – und man darf darin auch ein Zeichen für den beachtlichen Wohlstand vieler Menschen sehen, die nicht so arm waren wie im folgenden 19. Jahrhundert: Ungefähr 55 % Einnahmen stammten aus Kollekten in der eigenen Kirchengemeinde, weitere 26 % aus sonstigen Einnahmen der Kirche. Dabei gab es mehrere Arten von Kollekten. Die wichtigsten – im Sinne von einnahmestärksten – waren die Bitt- und Kollektengänge, die von den Pastoren zusammen mit angesehenen Gemeindeältesten in den damals über 80 Orten des Kirchspiels durchgeführt wurden. Das Ergebnis ist Im Einnahmeheft in einer säuberlichen zweiseitigen Tabelle festgehalten, in der die Spendenzusagen von insgesamt 125 Haushalten verzeichnet sind. (Leider ist ein dort erwähntes „Annotationsbuch“ – wohl mit allen Namen der Spender – nicht erhalten; es wäre für die regionale Wirtschafts-, Sozial- und Familiengeschichte sicher von großem Wert gewesen.) Zusammen wurden 1777, im Jahr des Brands, 3644 Rthlr. zugesagt, wovon 1786 Immerhin 75 % (2740 Rthlr.) tatsächlich gezahlt worden waren. Die Spendenliste enthält als Spitzenbeträge Zeichnungen von 100 und 89 ½ Rthlr.; die meisten zahlten zwischen 20 und 30 Rthlr., der Durchschnitt lag bei 22 Rthlr.

Um das Gewicht der Opfer einschätzen zu können, das sich hinter den Zahlen verbirgt, sollte man sich noch einmal beispielhaft die Löhne vor Augen führen, wie sie anfangs schon erwähnt wurden: Das Tagesverdienst eines Handwerksgesellen lag bei 15 Stbr.; für 1 Rhtlr. musste dieser also genau 4 Tage arbeiten; 22 Rthlr, die bei der Kollekte im Durchschnitt gegeben wurden, entsprachen demnach dem Verdienst eines Gesellen von 88 Arbeitstagen oder rd. 3 ½ Monaten.

Außer der Hauptkollekte in den Häusern des Kirchspiels, übergab Pastor Büren an Kirchmeister Jäger weitere 1640 Rthlr., die vielleicht aus Kollekten während der Gottesdienste stammten. Ausdrücklich verzeichnet sind auch die (nicht gerade großzügigen) Spenden einiger „Spitzenbeamter“: „Herr Hofrath Hasenclever“, Rentmeister von Windeck und zugleich Gerichtsschultheiß am Eckenhagener Landgericht, spendete 15 Rthlr., „Herr Gerichtschreiber Venn“ 3 ½ Rthlr. Vom größten Gewerbebetrieb des Kichspiels, der „Bleyberggewerkschaft aufm Puchwerk bei Mittelacher“ erhielt der Kirchmeister eine Zuwendung von 72 Rthlr. 50 Stbr.
Ein ansehnlicher Betrag von 1161 Rthlr., was 16 % der Gesamteinnahmen entsprach, stammte aus Kollekten in benachbarten oder auch weiter entfernt liegenden Kirchengemeinden. Für dieses Kollektieren musste offenbar eine Genehmigung eingeholt werden: Im Jahre 1777 wurde Wilhelm Piel zum bergischen „Oberministerium“ nach Düsseldorf geschickt, um eine solche Genehmigung einzuholen. 1779 erhielt der „Advokat Schöller“ (wahrscheinlich Joh. Ludwig Schöler aus Auchel) [17] 4½ Rthlr., der ein „neu Collekten Patent“ von Düsseldorf mitbringen sollte.Auch an die „Cantzley“ nach Homburg wird ein Scheffe geschickt, um die Genehmigung zum Kollektieren zu besorgen. Die Kollekten im Homburgischen – vom bergischen Eckenhagen aus gesehen „Ausland“ und außerdem der calvinistisch-reformierten Konfession zugehörig – erbrachten 24 Rthlr. Höhere Summen sind u.a. ausgewiesen für Leuscheid (über 41 Rthlr.) und besonders für Waldbröl (100 Rthlr.), was umso erstaunlicher ist, als Waldbröl wenige Jahre vorher selbst von einer Brandkatastrophe heimgesucht worden war; immerhin waren die dortigen Kirchen dabei verschont worden. Vielleicht erklären sich auch die relativ niedrigen Beträge von Gummersbach (9 Rthlr.) und Hülsenbusch (5 Rthlr.) aus dem Hülsenbuscher Dorf- und Kirchenbrand von 1765.

Erstaunlich hohe Kollektengelder brachten die Kollektanten aus Nachbarregionen mit: Aus dem Hachenburgischen der Schuldiener (=Lehrer) Trost 395 Rthlr., der Candidat Funke ca. 78 Rthlr. aus dem nassauischen Siegerland. Eine ganz außergewöhnliche Hilfsbereitschaft traf der Candidat der „Gottesgelehrtheit“ Caspary „im Holländischen“ an, wo er 1780 kollektierte und eine Gesamtsumme von 1591 Gulden mit nach Hause brachte. Von diesem Betrag „hat die Kirche und Schule bekommen“, heißt es im Einnahmebuch, 500 Gulden = 333 Rthlr, 20 Stbr. Das übrige – und das war der Löwenanteil von über zwei Dritteln der Spende – habe sein Vater, es war der Kaufmann Franz Caspary von Wehnrath, „zum Conradshöfer Hausbau behalten“. Diese letzte Aussage gibt einige Rätsel auf. Zwar war der Conradshof das Pfarrgut für den Zweiten Pastor, aber es lag ca. 2 km vom Eckenhagener Ortskern entfernt und dürfte ebensowenig wie der Wiedenhof, das Pfarrgut für den Ersten Pastor, vom Brand geschädigt worden sein. Aber sicher war der Conradshof, das geht auch aus anderen Unterlagen hervor, renovierungsbedürftig, und womöglich dachte der Kaufmann Caspary daran, hier eine angemessene Wohnung für seinen Sohn zu schaffen, der als Cand. theol. sicher auf eine Pfarrstelle wartete. (Diese Hoffnung hat sich übrigens nicht erfüllt, Joh. Christian Caspari starb 1817 als unverheirateter Kandidat in Wehnrath. [18] Natürlich stellt sich auch die Frage, worauf sich das Recht des Kaufmanns Caspary gründete, über die Verteilung der holländischen Kollekteneinnahmen zu entscheiden. Hatte er die einträglichen Kontakte nach Holland vermittelt? Wie auch immer – die große Hilfe aus Holland ist bis heute – also zwei Jahrhunderte lang – im Gedächtnis der Kirchengemeinde bewahrt worden; noch immer erzählt man, daß der Wiederaufbau der Kirche ohne die holländischen Kollektengelder kaum möglich gewesen sei.

Im Zusammenhang mit der Verteilung wurde zum ersten Male der Wiederaufbau der alten schon 1487 erwähnten Eckenhagener Kirchspielsschule [19] angesprochen, wofür sich die Kirchengemeinde mitverantwortlich fühlte. Die Rechnungsbücher weisen aus, dass für den Neubau der Schule insgesamt 665 Rthlr. abgezweigt worden sind, womit wohl das kleine Schulhaus (heute: Barbarossastr. 5) finanziert werden konnte. Der vermutlich vom lateinkundigen Lehrer inspirierte Türspruch verweist noch auf den Brand: „Durch Unglückshand ist vorige Schul entbrannt am 18. April 1777 … Fundamentum religionis ac rei publicae“- Fundament von Religion und Staat, es ist ein hoher Anspruch, der hier als Aufgabe für die Schule formuliert ist. Wie würden heutige Lehrer den Auftrag der Schule beschreiben?

Die Aufwendungen für den Neubau von Kirche und Schule sowie einige kleinere Sonderausgaben im Zusammenhang mit der Neueinstellung von Pfarrer Hundhausen konnten mit den Einnahmen der beschriebenen Kollekten und Spendengeldern zu rd. 72 % gedeckt werden. Die verbliebene Finanzierungslücke von 28 % (rd. 1600 Rthlr.) wurde durch folgende Einnahmen geschlossen: Man verkaufte Holz aus den Kirchenwäldern für 415 Rthlr. Aus Verpachtungen, Renten sowie durch den Verkauf einiger zum Kirchenbesitz gehöriger Ländereien wurden 204 Rthlr. Erzielt. Allerdings übte man hier zunächst noch Zurückhaltung. (Das änderte sich erst bei der Anschaffung der Orgel.) Es wurden lediglich einige Wiesen in Mittelacher, in Hahnbuche, in Baldenberg und im Langenseifen verkauft.
Ganz im Gegensatz zu heutigen Gepflogenheiten übte man damals auch äußerste Zurückhaltung bei der Aufnahme von Krediten. Im Einnahmebuch sind lediglich zwei Anleihen bei den Geschwägern Becker / Mittelacher (Zimmerseifen) und bei Johs Dresbach in der Gesamthöhe von 134 Rthlr. verzeichnet. Vom Schuldenmachen hielt man offenbar nichts. Deshalb wurden als Einnahmequellen alle Möglichkeiten genutzt. Beispielsweise wurde das lange Seil, das man in Nümbrecht für den Turmbau hatte herstellen lassen, nunmehr gegen eine Pacht von 2 Rthlr. nach Morsbach „verlent“. Ein deutlich schwerer wiegender Betrag von über 847 Rthlr. betrifft einen – wegen zwei fehlender Seiten und schlechter Schrift – nur schwer zu deutenden Einnahmetitel, den man entweder als „Kohlen“ oder „Stohlen“ lesen kann. Im ersten Fall wären es Holzkohlen, die in den Kirchenwäldern erzeugt und dann verkauft wurden. Im zweiten wahrscheinlicheren Fall wären es die Einnahmen aus dem Verkauf der „Kirchenstühle“ in dem neuen Gotteshaus. (In einem weiteren Sinne sind „Stolgebühren“ die Nebeneinkünfte der Pfarrer aus bestimmten Amtshandlungen.) Die Familien konntensich durch solche „Stolzahlungen“ feste Sitze in der Kirche reservieren, was auch durch eingeritzte Namen in den Pulten der Bänke dokumentiert werden konnte. Einige dieser Namen sind in alten Bankreihen auf der Empore erhalten. Unter anderen werden an der Brüstung der vorderen Bankreihe der nördlichen Empore genannt: Anton Brauns Erben vor dem Walde – Modo Joh. Adam Nickel; Christian Braun; Johan Wilhelm Gerhard von Menkausen; Sigesmund Roezel (es handelt sich um den Advokaten und Gutsbesitzer aus Alpe, Schwager der Orgelbauer Kleine und Vater des Orgelbauers Christian Roetzel; besonders ausführlich ist die folgende Inschrift „Dise Drei Stänte gehören dene Bleiberggewirkschaft auf dem Buchwerk solang se diese gebraugen – 1781“.
Ähnlich wie bei der Darstellung der Ausgabenstruktur soll abschließend auch die Aufteilung der Einnahmen noch einmal durch ein Kreisdiagramm veranschaulicht werden.

Aufteilung der Einnahmen

  1. Kollekten im Kirchspiel Eckenhagen 4225 Reichstaler = 55 %
  2. Kollekten in Nachbargemeinden 292 Reichstaler = 4 %
    3 Kollekten in Nachbarregionen 536 Reichstaler = 7%
  3. in Holland 1061 Reichstaler = 13%
  4. Spenden 91 Reichstaler = 1 %
  5. Holzverkauf 415 Reichstaler = 5 %
  6. Verkauf / Verpachtung v. Ländereien u.a. 204 Reichstaler = 3 %
  7. Anleihen 134 Reichstaler = 2 %
  8. Stohlen 847 “ = 10 % Gesamt 8005 Reichstaler = 100 %

Aus diesen Einnahmen wurden 1527 Reichstaler für den Bau von Schule, Conradshof u.a. verwandt, so dass für den Kirchenbau 6478 Rthlr. verblieben.

5. Die letzte Ausbauphase: Einbau von Orgel und Kirchenuhr

Während die Archivalien, die in den vorausgehenden Kapiteln ausgewertet wurden, in der heimatgeschichtlichen Literatur bisher keinen Niederschlag gefunden haben, ist das nunmehr vor allem zu behandelnde Rechnungsbuch von Kirchmeister Üllner über die Epoche des Orgelbaus (1793 – 1795) [20] in der orgelbaugeschichtlichen Literatur schon verschiedentlich herangezogen worden. [21] Die im Kirchenarchiv aufbewahrte Akte „Orgelbau“ [22] beginnt erst 1830 mit den Verträgen zur Reparatur und Pflege der Orgel durch Christian Roetzel. Darauf wird im folgenden nicht eingegangen. Stattdessen werden die finanziellen Aspekte der Anschaffung von Orgel ( und Kirchenuhr) etwas genauer beleuchtet.

Angesichts des Ausgleichs von Ausgaben und Einnahmen, der bei der Bilanzierung um 1781 / 1782 für die Verantwortlichen der Kirchengemeinde sichtbar geworden sein dürfte, hatte man sich offenbar dazu entschlossen, auch den Einbau der Orgel sowie die Anschaffung einer Kirchenuhr in die Wege zu leiten. Es lag nahe, dass man zunächst die beiden im Kirchspiel ansässigen Orgelbauer ansprach, sowohl Franz Georg Nohl aus Allinghausen als auch die Gebrüder Kleine aus Freckhausen. Beide reichten bereits 1782 Kostenanschläge ein. Das Angebot von F.G. Nohl schlug eine Orgeldisposition mit 26 Registern vor. Die Gebrüder Kleine, die in der Nachfolge ihres Vaters Johann Henrich eine besonders fortschrittliche Werkstatt betrieben, hatten durch den Bau anspruchsvoller Orgeln u.a. in Attendorn (1775) mit 27 Registern, Lennep (1779) mit 29 Registern, Hagen (1779 / 83) mit 39 Registern, Gummersbach (Vertragsabschluß 1781) mit 35 Registern [23] bereits große Erfahrung und Anerkennung erworben. Sie schlugen für Eckenhagen eine Orgel mit 32 Registern, 2 Manualen und Pedal vor, deren Kosten um 400 Rthlr. höher veranschlagt waren als die deutlich kleinere Disposition von Nohl. [24] Insgesamt hat die später von Johann Christian Kleine ausgeführte Version nach Ausweis des Rechnungsbuches von Üllner über 2000 Rthlr. gekostet, davon wurden dem Orgelbauer an Akkord-Geldern 1700 Rthlr. ausgezahlt.

Die Entscheidung für den Entwurf der Gebrüder Kleine dürfte dem Kirchenvorstand nicht eben leicht gefallen sein. Denn die Brüder wohnten in Freckhausen, einem der 10 Aggerhöfe, die in jener Zeit mit der Mutterkirche Eckenhagen in heftige Auseinandersetzungen um ihre Kirchenzugehörigkeit verwickelt waren. Dabei gehörten die Kleines zu den aktiven Befürwortern einer Umpfarrung der Aggerhöfe nach Marienhagen, vielleicht auch einer Verselbständigung der Untergemeinde. Diese Bemühungen hatten erst ein Jahrhundert später Erfolg. 1777, im Jahr des Eckenhagener Kirchenbrands, wurden entsprechende Eingaben von der kurfürstlich-bergischen Regierung in Düsseldorf noch vehement abgelehnt; 5 Jahre später 1782 wurde immerhin genehmigt, im Schulhaus zu Dorn gewisse „gottesdienstliche Handlungen“ durchzuführen, die allerdings die „hergebrachten Pfarrrechte“ der Eckenhagener Kirche nicht antasten durften.In einer feierlichen Dankpredigt, die der Kandidat Funcius (=Funk) daraufhin in Dorn hielt, hieß es ausdrücklich: „Gott segne die Bemühungen der beiden Herren Gebrüder Christian und Gerhard Kleine zu Freckhausen, daß sie durch ihre rühmliche Bekanntschaften und Korrespondenzen es dahin brachten.“ [25]
Aber weder die gewissermaßen „separatistische“ Haltung der Gebrüder Kleine noch die höheren Kosten ihres Angebots konnten den Eckenhagener Kirchenvorstand dazu bewegen, dem Angebot Nohls aus dem unproblematischen – bis heute zur Pfarrgemeinde Eckenhagen gehörenden – Allinghausen den Zuschlag zu geben. Vielmehr legte man beide Angebote einem Expertengremium in Elberfeld zur Begutachtung vor, das unmissverständlich empfahl, den Kleineschen Vorschlag zu verwirklichen, und diese erhielten 1783 tatsächlich den Auftrag, die Orgel zu bauen.

Die Realisierung verzögerte sich jedoch um mehr als ein Jahrzehnt. Vermutlich war man hinsichtlich der Finanzierungsmöglichkeiten unsicher geworden und solide, wie man in dieser Hinsicht damals agierte, ging man erst einmal daran, eine ausreichende Finanzierung sicherzustellen. Dies gelang dadurch, dass man 1791 das kleine Kirchengut in Hahnbuche verkaufte und 1 ½ Jahre später noch einmal eine ganze Reihe von verstreuten Liegenschaften, die der Kirche in vielen Orten des Kirchspiels gehörten. Der Verkauf des Hahnbucher Kirchenguts erbrachte über 1172 Rthlr.; aus der Veräußerung des landwirtschaftlichen Streubesitzes resultierten sogar Einnahmen von über 4846 Rthlr. Aus den Zahlen wird deutlich, dass die Kirche im Laufe der Jahrhunderte Eigentümerin eines großen Grundbesitzes geworden war. [26] Hier sollen wenigstens die Orte genannt werden, an denen 1793 mehr oder weniger große Parzellen verkauft wurden: Hespert, Heidberg, Dreschhausen, Finkenrath, Auchel, Steimel, Sinspert, Volkenrath, Heikausen, Giershausen, Schönenbach, Allenbach, Oberacher, Zimmerseifen, Hahnbuche, Blankenbach, Wolfsseifen. Das höchste Gebot stammte übrigens vom Orgelbauer Joh. Christian Kleine, der mit 472½ Rthlr. in der Liste von nahezu 50 Kaufinteressenten aufgeführt ist.

Nicht nur die Finanzierung des Orgelbaus war durch den Erlös aus dem Immobilienverkauf sichergestellt, sondern auch alle aus dem Neubau von Kirche, Schule und Vikariat noch vorhandenen Schulden konnten mit der Summe getilgt werden. Ja der Windecker Richter Joesten, dessen Genehmigung zum Verkauf eingeholt werden musste, hatte außerdem angeordnet, dass ein Teil des Erlöses so anzulegen sei, daß die daraus anfallenden Zinsen mindestens so hoch sein müssten wie die bislang eingenommenen Pachtgelder. In der Bilanz von Kirchmeister Üllner sind auf der Einnahmenseite über 3700 Rthlr. als „Kaufschillinge“ ausgewiesen, die offenbar aus dem Grundstückverkauf noch übrig geblieben waren.

Bevor Johann Christian Kleine 1793 endlich mit dem Bau der Orgel beginnen konnte – sein jüngerer Bruder Johann Gerhard war 1787 gestorben – hatte der Konkurrent Nohl aus Allinghausen, es war inzwischen der junge Johannes Gerhard Nohl (1765-1828) mit fragwürdigen Argumenten und Methoden noch versucht, Verantwortliche im Kirchenvorstand in seinem Sinne umzustimmen. [28] Er hatte jedoch keinen Erfolg, es blieb bei dem Auftrag an Joh. Christian Kleine, der die Orgel nach der eingeschnitzten Jahreszahl im Orgelprospekt 1794 baute; die Fertigstellung erfolgte allerdings erst 1795. Die Holzschnitzereien wurden – wie schon bei Altar und Kanzel – wiederum vom Bildhauer Höchstätter aus Drolshagen hergestellt, was natürlich der künstlerischen Einheit der Prinzipalstücke zugute kam. Die Orgel wurde ja am Ende der kunstgeschichtlichen Epoche des Rokoko geschaffen. Wenige Jahre später baute Kleines Neffe Christian Roetzel, der beim Bau der Eckenhagener Orgel noch als Lehrling mitgewirkt hatte und der 1803 die Werkstatt des Onkels übernahm, bereits Orgeln im neuen Stil des Klassizismus. Man mag schon im Eckenhagener Orgelprospekt gewisse Hinweise auf die strengeren Formen des Klassizismus entdecken; zweifellos dominieren aber vor allem durch die Holzschnitzarbeiten Höchstätters die dem ausgehenden Rokoko verhafteten Formen, Figuren und Ornamente. Höchstätter erhielt für seine Bildhauerarbeiten an der Orgel etwas mehr als 180 Rthlr. Aber auch andere Handwerker unterstützten den Orgelbaumeister Kleine und dessen Gesellen, u.a. der Schreinermeister Kesseler, er erhielt 32 ½ Thlr., der Schlossermeister Dick (Ohlhagen), der Schmied Brederhoff und selbst Kirchmeister Üllner hat an rd. 20 Tagen aktiv an der „Aufsetzung“ der Orgel mitgeholfen. Darüber hinaus war er viele Tage unterwegs, um Herrn (!) Orgelbauer Kleine in Freckhausen die im Vertrag festgelegten Raten auszuzahlen – die letzte in Höhe von 200 Rthlr. – am 4. Dezember 1795, um die Fuhrleute nach Freckhausen und Drolshagen zu bestellen und zu begleiten, um Kleinmaterialien zu besorgen u.a.m. Eine dieser Besorgungen (zum Preis von 24 Stbr.) betraf beispielsweise „gemahlene Kreite“, Spanische Seife und Bleistifte“, welche er dem Orgelbauer „abgereicht“ hatte. Natürlich waren für diesen – zusätzlich zum „Accord“ – auch ca. 60 Rthlr. an „Zehrgeld“ zu zahlen, worin sicher auch der Wein eingeschlossen war, den die Orgelbauer – nach einem Bericht des 29) Gummersbacher Pfarrers von Steinen „Mittags und Abends bekamen“. Bei der Übergabe der „verfertigten Orgel“ am 25. Juli 1995 zahlte Kirchmeister Üllner den Gesellen des Orgelbaumeisters „ordnungsgemäß“, wie es ausdrücklich heißt, ein Trinkgeld von immerhin 7 Rthlr. 40 Stbr. Ein Zeichen, dass das Werk wohl gelungen war.

Zusammen mit der Orgel wird in den Akten häufig auch die Kirchenuhr oder „Turm Uhr“ erwähnt. Sie stellte wohl ein besonderes Prestigeobjekt dar, auf dessen Anschaffung man große Mühe verwandte. Im Mai 1795 „reisten“ Kirchmeister Üllner und Küster Mittelacher nach Elberfeld – sie brauchten dafür 4 Tage – , um beim Uhrmacher Winkel die Uhr zu bestellen und auch „im voraus zu veraccordieren“. Nach 4 Monaten – am 16. September 1795 – konnte sie vom Fuhrmann Joh. Wilhelm Pack nach Eckenhagen geholt werden und vom Uhrmachermeister Herrn Winkel mit seinen Gesellen eingebaut werden. Etliches Zubehör musste – nach den Vorgaben Winkels – vom Kirchmeister im Sauerland besorgt werden, so auf der Wendener Hütte, unweit von Olpe, „Gewichte und Hämmer“ aus Gusseisen, die Christoph Jungjohann und Joh. Henrich Üllner nach Eckenhagen trugen(!), ferner bei den Gebrüdern Remy und Bayer eine auf dem Reckhammer ausgeschmiedete „Zeigerplatte‘. Insgesamt mussten für die neue Uhr ca. 400 Rthlr. ausgegeben werden, einschließlich der Vergoldung der „Ziffern“ (10 Rthlr.) und einschließlich einer umstrittenen Nachzahlung von 45 Rthlr., die Uhrmacher Winkel erst 1798 wohl aufgrund notwendiger Reparaturen erhielt. Aus Kirchenrechnungen des 19. Jahrhunderts ist zu erkennen, dass die noch in der vorindustriellen Zeit hergestellte Uhr auch später recht reparaturanfällig war.

Eine gründlichere kunstgeschichtliche Ausdeutung der wertvollen Eckenhagener Orgel übersteigt die Möglichkeiten dieses Aufsatzes ebenso wie eine angemessene musikgeschichtliche Würdigung von Leben und Werk Johann Christian Kleines, der unter den 11 Orgelbauern aus der (heutigen) Gemeinde Reichshof im 18. und 19. Jahrhundert wohl der bedeutendste gewesen ist. [30] Die von ihm gegen Ende seines Lebens erbaute Orgel in Eckenhagen gehört zweifellos zu den reifsten Leistungen seines ertragreichen Schaffens. Es ist ein Glück, dass diese nach der Formulierung der zuständigen Fachleute der Denkmalpflege „größte Denkmalorgel im Nordrhein-
gebiet“ trotz mancher Restaurierungen in der Substanz erhalten ist. [31] Es muss für die Verantwortlichen und die ganze Kirchengemeinde eine große Genugtuung gewesen sein, als die neue Orgel in einem Gottesdienst im Juli 1795 zum ersten Mal erklang und nachdem auch die von Uhrmacher Winkel hergestellte Kirchenuhr an der Empore der Turmseite eingebaut war, der Wiederaufbau der Kirche vollendet war.

Vor den erstaunlichen Leistungen, die unsere Vorfahren damals vollbracht haben, empfinden wir auch nach 200 Jahren immer noch Hochachtung und Bewunderung. Vielleicht werden die mit ihren uralten Türmen in den Himmel hineinragenden Kirchen auch zukünftig daran erinnern, wie stark die Vergangenheit in die Gegenwart hineinragt. Selbst so nüchterne geschichtliche Zeugnisse wie Rechnungsbücher können dazu beitragen, solche Erinnerung wachzuhalten.