Monatsspruch Oktober 2025

angedacht – Reich Gottes und Politik

Entwicklungen in manchen Gruppierungen der sogenannten evangelikalen Christen bereiteten mir seit einiger Zeit auch als politisch und gesellschaftlich interessiertem Menschen zunehmend Sorgen. Besonders im Blick auf Entwicklungen in den USA bin ich schon des öfteren fassungslos gewesen zu beobachten, wie inzwischen ein Teil der früher „Stillen im Lande“ versuchen, ihren Einfluss lautstark, vehement und kompromisslos geltend zu machen. So habe ich den Eindruck gewonnen, dass Gruppierungen der US-amerikanischen konservativen Christenheit sich das Motto zu eigen gemacht haben, der Zweck heilige die Mittel. Mit anderen Worten, ob der narzisstische Egomane an der Spitze in höchstem Maß korrupt, moralisch verwerflich und rücksichtlos ist, demnach alles andere als christliche Werte vertritt, zählt für diese Christen nicht mehr wirklich. Hauptsache, sie verschaffen ihrer eigenen Agenda Geltung.

Manche unter ihnen gehen so weit zu behaupten, der 45. und zugleich 47. Präsident sei „von Gott gesalbt“. Auch wird auf die biblische Gestalt des Perserkönigs Kyros zurückgegriffen, der ja als nicht gläubiger Mensch seinerzeit als Werkzeug Gottes benutzt worden sei, um die Heimkehr der nach Babylon verschleppten Juden nach Israel zu ermöglichen. Demnach soll so auch der MAGA-Megalomane Gottes Sache in den USA und in der Welt voranbringen.

Was für geistliche Verrenkungen und schräge Winkelzüge!

Am Beispiel des Monatsspruchs für Oktober möchte ich einmal versuchen, diese aus meiner Sicht äußerst fragwürdige Haltung zu beleuchten:

Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. (Lukas 17,21)

Monatsspruch Oktober 2025

Monatsspruch Oktober 2025 [gemeindebrief.evangelisch.de]

Grundätzlich ist dieses Jesuswort in zwei unterschiedliche Richtungen ausgelegt und verstanden worden.

Die einen setzen den Akzent mehr auf die innere Haltung der Christen. So lautet eine Lesart: “Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Hiermit wird dann schon mal begründet, Christen hätten sich aus der Politik herauszuhalten. Im Zweifelsfall solle sich der Christenmensch nicht aktiv in der Gesellschaft als mitgestaltende Bürgerin oder Bürger begreifen und betätigen. Christlicher Glaube und Welt können somit zu getrennten Erfahrungshorizonten werden bis hin zur völligen Abkehr und Abschottung.

Andere wiederum verstehen diese Feststellung Jesu nicht nur als Ansage eines zukünftigen Reiches Gottes, sondern ebenso als Auftrag, sich in seinem Sinn aktiv im Hier und Jetzt zu engagieren, ja gerade auch die Politik nicht einfach als „schmutziges Geschäft“ abzutun, sondern nach Möglichkeit christliche Akzente mit einzubringen. Doch hier sind die Interpretationen und Schlussfolgerungen sehr unterschiedlich und mitunter nicht miteinander vereinbar.

So stieß ich kürzlich auf eine Meldung, wonach die sich von Idaho (USA) ausbreitende evangelikale Christ-Church vehement dafür eintritt, bereits jetzt Gottes Königreich auf Erden zu bauen. Deren leitender Pastor Wilson ist Anhänger des Postmillenarismus. Dahinter steht die Auffassung, Jesus Christus werde erst nach einem vorausgehenden 1000-jährigen Reich auf die Erde zurückkehren. Doch bis dahin müssten die Christen aktiv werden im folgenden Sinn: „Es ist die Aufgabe der Christen, Gottes Reich auf Erden zu bauen, um die Wiederkunft Christi herbeizuführen“ [Wilson; eigene Übersetzung]. Auf diesem Weg wird eine christliche Theokratie [Gottesherrschaft] angestrebt, man sucht gezielt, in diesem Sinn politischen Einfluss geltend zu machen. Wilson will eine Rückkehr zu einer patriarchalen Gesellschaft, das Frauenwahlrecht will er abgeschafft sehen ebenso wie Abtreibungen, während er Homosexualtität kriminalisieren will.

Mir jedenfalls graust es vor diesem Verständnis von Christentum, ja, ich schäme mich fremd dafür. Gut und gerne kann ich auch auf vermeintliche „Retter des christlichen Abendlands“ verzichten, die auch unter diesem Vorzeichen Hass auf Zugewanderte und Menschen mit anderen religiösen Überzeugungen schüren. Unsere Evangelische Kirche im Rheinland hat sich etwa im Blick auf die AfD deutlich mit ihrer Aussage der Synode aus dem Fenster gelehnt: Sie hält „die politischen Grundsätze der AfD für nicht vereinbar mit den Grundwerten der rheinischen Kirche.“

Siehe auch: https://evk-eckenhagen.de/widerspruch-gegen-die-afd-und-die-politische-verrohung

Nun ist mir ist bewusst, dass ich Ihnen und Euch „schwere Kost“ serviert habe und womöglich auf Widerspruch stoße. Ich möchte nun mit einem positiven Ausblick schließen: Denn das Reich Gottes ist […] Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. (Römer 14,17)

Mit herzlichem Gruß

Ihr Martin Will, Pfarrer

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Tipp: Kirchenkreisweite Veranstaltungsreihe „Bürgerkanzel zur Kommunalwahl“

https://www.ekagger.de/de/aktuelles/detailansicht/kommunalwahl-buergerkanzel-vier-kandidierende-ein-bibelwort-ab-308

Sa. 30.08. Klaus Grootens, Landratskandidat der CDU und FDP
Ev. Kirche Ründeroth (Markt 2, 51766 Engelskirchen)

Fällt aus Krankheitgründen aus! [So 31.08. Ulrich von Trotha, Stadtratskandidat der FDP für Gummersbach
Ev. Kirche Gummersbach (Von-Steinen-Str. 2, 51645 Gummersbach)]

Sa 06.09. Bernadette Reinery-Hausmann, Landratskandidatin von Bündnis 90/Grüne
Ev. Kirche Oberbantenberg (Oberbantenberger Str. 42, 51674 Wiehl-Oberbantenberg)

So. 07.09. Dr. Sven Lichtmann, Landratskandidat der SPD und Linke
Ev. Kirche Hülsenbusch (Schwwarzenberger Str. 43, 51645 Gummersbach-Hülsenbusch)

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 17.30 Uhr und werden musikalisch begleitet.

Der Eintritt ist frei. 

www.ekagger.de | jth | Text: Anneke Ihlenfeldt | Grafik: Nicole Hartwig 

Gemeindebrief Herbst 2025

Gemeindebrief Herbst 2025 (Online-Version)

Gemeindebrief Herbst 2025
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Die Herbstausgabe des Gemeindebriefs ist da. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Mitwirkenden. Der Gemeindebrief liegt in der Kirche, dem Gemeindehaus, Banken und Geschäften aus. Hier veröffentlichen wir die Internet-Ausgabe, in der wir aus Gründen des Datenschutzes auf die Veröffentlichung von persönlichen Daten wie Geburtstagen, Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Jubiläumshochzeiten verzichten.

Einige der Beiträge werden demnächst als separate Beiträge auf unserer Homepage veröffentlicht.

Hier ist die pdf-Version (Herbst 2025):