Ein Denkanstoß von Manfred Fischer und Dietmar Hartmann
Vielleicht haben Sie so einen Vorgarten, wie auf dem Bild abgebildet, schon einmal gesehen, im eigenen Ort, auf einem Spaziergang – irgendwo.
Mittlerweile greifen immer mehr Hausbesitzer bei der Gestaltung ihrer Vorgärten zu Kies und Schotter. Vermeintlich schnell soll es gehen, und viele Bürger*Innen gestalten ihren Vorgarten auf eine bisher unübliche Methode. Oft wird dabei Mutterboden abgetragen und auf die freie Fläche kommt dann ein wasserdurchlässiges Vlies. Diese Unterlage soll verhindern, dass (Un)Kräuter im Vorgarten wachsen können. Anschießend erhält das Vlies eine Schicht mit Kies, Steinen oder Schotter. Im Einzelfall werden dann vielleicht noch ein paar Gehölze in die graue Fläche gepflanzt. In erster Linie soll solch ein Garten die Pflegearbeit auf ein Minimum reduzieren. Aber stimmt dies auch?
Laut eines Leitfadens des Städte- und Gemeindebundes NRW machen solche Schottergärten auf lange Sicht zusätzliche Arbeit. Kräuter, Flechten und Moose siedeln sich mit der Zeit doch auf den Steinen an. Den Schotter und den Kies davon zu befreien, das wird dann viel aufwendiger als ein Beet, das mit Stauden und Blumen bepflanzt wurde.
Außerdem entsteht durch das Vlies eine Teilversiegelung des Bodens. Der Boden kann kaum mehr Regenwasser aufnehmen und das Wasser fließt direkt in die Kanalisation oder staut sich an der Hauswand. Im schlimmsten Fall dringt Regenwasser bei Starkregen in die Hauswand ein. Dies sind neben dem verlorenen Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen weitere kritische Aspekte der Schottergärten.
Im Gegensatz dazu sorgen aus ökologischer Sicht grüne Vorgärten für ein besseres Mikroklima. Gerade in der Zeit des Klimawandels ist dies ein wichtiger Aspekt. In einem Fernsehbericht des Südwestrundfunks (Ausstrahlungstermin: 20.08.2020) konnte in einer exemplarischen Messung nachgewiesen werden, dass die Bodentemperatur in einem Schottergarten doppelt so hoch war, als der Boden einer am Haus nahe gelegenen Grünfläche.
Grünflächen wirken somit auch als Wärmesenken, um das Mikroklima am Haus zu verbessern.
Vorgärten und kleine Grünflächen haben zudem eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima. Sie sind Lebensräume für Pflanzen, Insekten und Vögel. Wir wissen, dass die Anzahl der Insekten stark zurückgegangen ist.
Viele Faktoren haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass die Anzahl der Insekten stark zurückgegangen ist. Die Gestaltung der Gärten ist einer davon. Jeder Hausbesitzer kann etwas gegen das Insektensterben tun.
Daher möchten wir Sie dringend bitten, falls Sie überlegen sich solch einen Schottergarten anzulegen: Bitte suchen sie andere Lösungen. Zum Wohle der Schöpfung – aber auch zu unserem Wohle.
Manfred Fischer, Umweltbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger
Dietmar Hartmann, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirchengemeinde Marienberghausen